Wenn Dürener*innen diese Tage sagen, dass sie abends „ne Runde übern Platz gehen“, wissen die Einheimischen natürlich sofort, worum es geht. Wir aus Düren und unsere Annakirmes haben seit jeher eine besonders innige Beziehung.
Die Anna gehört zu Düren wie 50er-Architektur und Hoesch
Wer nicht hier groß geworden ist und sich den ganzen Sommer auf das Event gefreut hat, wer nicht Taschengeld gespart hat für Lose und Zuckerwatte, wer nicht mit großen Augen die Eltern von Attraktion zu Attraktion „über den Platz“ gezerrt hat, der kann auch nicht verstehen, was das heißt für die Dürener*innen. Die Stadt riecht nach Zuckerwatte und Mandeln, von weit her sieht man das Riesenrad über der Rur. Das gehört zu Düren wie Papier und Annakirche, wie Orchideensonntagszug und Wirtelstraße, wie 50er-Jahre-Architektur und Leopold Hoesch, Grüngürtel und Döner.
Zur Anna ist Düren selbstbewusst
Nun schaue ich nicht mehr durch staunende Kinderaugen auf die Kirmes. Fahrgeschäfte sind teuer, wenn man sie selber zahlen muss und Zuckerwatte ist mir inzwischen zu süß. Trotzdem ist die Annakirmes für mich ein Muss im Jahr. Man ist richtig nah an seiner Heimat und wenn man den Besucher*innen in die Gesichter schaut, fühlt man das auch bei ihnen. Das ist kein kleines Phantasialand auf einem Parkplatz, sondern „die Anna“. Lebendiges Fest und Höhepunkt des sozialen Lebens in der Stadt. Sonst fühlt man sich zwischen dem großen Köln und dem schönen Aachen als Geschwisterstädte immer wie das hässliche Entlein, die Pechmarie an der Rur. Ein Minderwertigkeitskomplex der Menschen aus Düren, die auf ihre Stadt nicht so richtig stolz sein mögen. Kein Dom, keine Altstadt, der Glanz alter Tage im Krieg für immer verloren.
Dürens jährliches Meet&Greet
Einmal im Jahr aber fühlt sich Düren richtig groß und bleibt dennoch familiär. Denn -und das ist mindestens genauso großartig wie die Kindheitserinnerungen- die Kirmes ist ein riesiges Klassentreffen der Dürener*innen. Jeder kennt jeden, man trifft die Tante mit ihrem Mann, die alte Klassenkameradin mit neuer Frisur, den Exfreund mit neuem Partner Hand in Hand, der Platz summt und brummt. Spätestens bei „Brauweilers Max“ liegt sich Düren dann im Arm beim Bierchen und et wird „Schnüss jeschwad“ in wunderbarer Mundart um einen herum.
Es war dieses Jahr wieder besonders schön mit dir, liebe Anna. Wir sehen uns dann nächstes Jahr wieder, auf der einen oder anderen Runde „über den Platz“.
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