Unter dem Motto „Meet and Greet – Alevitos treffen Jusos“ haben wir einen kleinen Kennenlern-Abend mit der Alevitischen Jugend (BDAJ) Düren veranstaltet. Ein Programmpunkt, den wir eigentlich schon länger ins Auge gefasst hatten und den wir endlich realisieren konnten.
Der „Bund der alevitischen Jugendlichen in Deutschland“ (kurz BDAJ) vertritt die Interessen junger Aleviten und ist die eigenständige Jugendorganisation der „Alevitischen Gemeinde Deutschlands“. In ihren Heimatländern, z.B. der Türkei wurden und werden Aleviten benachteiligt, bedroht oder verfolgt, weshalb viele in den 1960er Jahren als „Gastarbeiter“ zu uns nach Deutschland gekommen sind und „unser“ Wirtschaftswunder mitbegründeten. Sie wurden Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunde, heimisch und häufig auch deutsche Staatsbürger. Mittlerweile leben viele Aleviten hier in vierter Generation und haben Gemeinden gegründet, in denen sie sich treffen, austauschen und feiern können, wie hier in Düren.
Wir sind eingeladen in das alevitische Gemeindezentrum zu kommen, das in der Nähe des Bahnhofs liegt. Bereits beim Eintreten merkt man sofort, dass es sich bei dem ehemaligen Ladenlokal im Erdgeschoss um einen gut besuchten Treffpunkt handelt. Zwei ältere Herren sitzen über einem Tee und grüßen freundlich, ehe sie sich weiter unterhalten. Auf einem Tresen steht ein großer Samowar, der intensiv nach Schwarzem Tee duftet, an den Wänden hängen Bilder mit orientalischen Motiven und Darstellungen des alevitischen Propheten und Religionsstifters Ali, den man an dem Krummsäbel in der Hand, einem Symbol für die Zunge und die Kraft des Wortes, erkennen kann.
Wir -eine kleine, schüchterne Delegation aus acht Jusos- werden zu einem Tisch im hinteren Teil des Lokals geführt, es gibt (natürlich) Tee für alle und wir unterhalten uns.
Die jungen Aleviten erzählen uns aus ihrem religiösen Alltag und von ihren Traditionen. Es gibt kein heiliges Buch, wie bei Juden, Moslems und Christen, sondern ausschließlich die Weitergabe über mündliche Erzählungen. Daher haben ältere Menschen eine ganz besondere Stellung im Alevitentum, sie bringen Tradition, Familie und Religion zusammen, ein Gesellschaftsvertrag, der die alevitische Kultur über Jahrhunderte hinweg bewahrt hat. Die Aleviten erscheinen uns anwesenden Jusos, die hauptsächlich christlich oder muslimisch geprägt sind, ungewöhnlich tolerant für eine Religionsgemeinschaft. Der Mensch soll nach dem Propheten Ali im Mittelpunkt stehen, daher gibt es keine festen Speisevorschriften, die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist fest verankert (nur ein männliches Mitglied war an diesem Abend dabei, ein Geschlechterverhältnis, das das genaue Gegenteil zu den Jusos darstellt). In einem Regal an der Wand stehen verschiedene Bücher zu Politik und Religion unter anderem ein Jubiläumsbuch der Dürener SPD, die Bibel und der Koran.
Natürlich unterhalten wir uns auch über die Gefahr, die momentan von rechts auf uns zurollt. Die AfD und Konsorten versprühen Gift und versuchen unsere Gesellschaft zu zerstören, die auf sozialem Zusammenhalt, Toleranz, Respekt und einem funktionierenden Rechtsstaat beruht. Mit ihrer Propaganda gegen Muslime und Einwanderer trifft diese Partei auch die Aleviten in Deutschland, auch wenn diese schon seit Generationen hier leben, meist auch einen deutschen Pass haben und im Übrigen keine Muslime sind – dumme Rassisten halt. Wir sind uns einig, dass wir gegen diese Suppe, die rechte Spinner da kochen, eintreten müssen und nehmen uns vor dies gemeinsam anzugehen.
Nach diesem vielseitigen und aufschlussreichen Gespräch gibt es etwas zu essen, die Alevitos haben herzhaftes türkisches Blätterteiggebäck und verschiedene Salate vorbereitet. Es schmeckt ziemlich gut…
Im Anschluss werden wir etwas lockerer, wir spielen verschiedene Spiele und lassen den Abend bei Chips und Schokolade ausklingen, als wir am Ende auf die Uhr schauen sind wir einigermaßen überrascht, dass die Zeit doch so weit fortgeschritten ist. Es wird sich herzlich verabschiedet und den großartigen Gastgebern gedankt (auch an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön!). Wir Jusos nehmen uns vor beim nächsten Mal die Rolle des Gastgebers zu übernehmen.
Auf bald!
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