Die Zahlen sind ernüchternd. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, erklärt, dass heute schon 200.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Bei stetigem Wachstum der Pflegebedürftigen wird diese Zahl bis 2030 auf 500.000 steigen. Der Personalmangel in der Pflege war schon vor der Corona-Krise ein großes Problem, nun hat es sich weiter verschärft. Überlastete Pflegekräfte kündigen, vor allem Intensivpfleger stehen unter immensem körperlichem und psychischem Stress.
Zuspitzung der Corona-Situation in deutschen Krankenhäusern
Pünktlich zur Vorweihnachtszeit bescheren unvernünftige Bürger und inkonsequente Politiker denen, die schon mit am meisten während der Pandemie gelitten haben, wieder volle Krankenhäuser. Die Tagesschau berichtet, dass deutschlandweit in diesen Tagen nur noch etwa 3.500 Intensivbetten frei sind, einige Krankenhäuser müssen Patienten schon verlegen oder können keine neuen mehr aufnehmen. Nicht wenige warnen vor einer notwendigen Triage in deutschen Krankenhäusern: Es werden dann die Patienten als erstes behandelt, die die besten Aussichten auf Genesung haben und nicht diejenigen, die es am schwersten erwischt hat. Das System stammt aus Kriegszeiten und bedeutet de facto, dass Ärzte täglich über Leben und Tod entscheiden müssen. Dieses Szenario wurde auch dadurch begünstigt, dass durch fehlende Fachkräfte in der Pflege und Sparmaßnahmen viele Intensivbetten in Deutschland nicht mehr belegt werden können.
Ein weiteres Jahr voller Untätigkeit geht zu Ende
Eine solche Ausnahmesituation liefert weitere Gründe für Pfleger, ihren Beruf aufzugeben – neben schlechter Bezahlung, Überstunden und wenig Anerkennung. Nachdem in Deutschland vor einem Jahr noch auf Balkonen geklatscht wurde, hat sich nichts geändert. Viele Versprechungen von Politikern wurden nicht eingehalten. Da nun ein weiteres vernichtendes Jahr in der Pflege zu Ende geht, muss gefragt werden: Was muss sich ändern, damit sich die Pflegesituation in Deutschland nachhaltig verbessert?
Es gibt Lösungen
Als erstes fällt einem dazu natürlich eine bessere Bezahlung ein. Doch es gibt viel mehr zu tun. Vogler fordert zum Beispiel, dass die Kompetenzen in Gesundheitsberufen neu geordnet werden sollen und dass ein Instrument zur Pflegepersonalmessung flächendeckend eingeführt wird. Die dringend notwendigen Reformen im Gesundheitssystem werden nur umgesetzt werden können, wenn das Thema Pflege und Gesundheit unter der neuen Bundesregierung eine Top-Priorität – und zwar nicht nur im Gesundheitsministerium – hat. Eine effektive Förderung der Pflegeausbildung kann langfristig gesehen den Personalmangel besiegen, dazu braucht es aber politischen Mut und eine gewisse Konsequenz.
Mit diesen Forderungen an die Politik bleibt nur die Hoffnung, dass sich so einiges im Gesundheitssystem im neuen Jahr ändern wird.
Wer sich mehr für die Situation von Pflegekräften in Deutschland interessiert, kann unter folgenden Links ein paar echten Pflege-Influencern folgen, die Ihren Alltag mit allen Höhen und Tiefen digital dokumentieren:
https://www.instagram.com/le_ni_fee/
Tommy Ma meint
Super verfasster Artikel, der die Sachlage auf den Punkt bringt. Änderungen im Gesundheitssystem sind nicht nur unabdingbar, sondern müssen so bald wie irgendmöglich eintreten. Hoffen wir, dass es die Ampel besser macht.