Wir dürfen darauf hoffen, dass die „Ehe für alle“ endlich, nach vielen Jahren zähen Ringens, doch noch kommt. Damit sind wir eines der Schlusslichter in Westeuropa bei der Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Selbst das erzkatholische Irland hat sich in einem Volksentscheid für die Ehe für alle entschieden. Jetzt folgt also hoffentlich Deutschland, nachdem auch wir Jusos seit Jahren dafür gekämpft haben.
Warum CDU und CSU sich keinen Ruck geben konnten und sich immer noch nicht geschlossen für den Grundsatz „Gleiche Liebe, gleiche Rechte“ aussprechen, ist uns allerdings schleierhaft. Dabei gibt es keine vernünftigen Argumente gegen die vollständige Gleichstellung. Zwei Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen, sind wertvoll für unsere Gesellschaft und vom Staat zu unterstützen. Egal ob Homo oder Hetero. Erwiesenermaßen geht es Kindern in den vielen bereits Alltag gewordenen „Regenbogenfamilien“ genauso gut, wie in „traditionelleren“ Konstellationen. Das einzige Problem ist und bleibt die Diskriminierung solcher Familien, die leider genauso Alltag ist. Ob beim Ausflug ins Freibad, wo den Familien eine Familienkarte verwehrt wird, oder in der Schule, wo Kinder oft Anfeindungen ausgesetzt sind. Das Kindeswohl ist also gerade eines der wichtigsten Argumente für die Eheöffnung mit vollständigem Adoptionsrecht und der gleichen Bezeichnung für die gleiche Verbindung.
Für die ganze Gesellschaft ist die „Ehe für alle“ ein Gewinn, denn jede*r sollte lieben dürfen, wen er oder sie möchte und dafür auch anerkannt werden. Niemand verliert etwas, wenn homosexuelle Partnerschaften anerkannt und gleichgestellt werden, keinem Ehepaar wird etwas weggenommen. Ganz im Gegenteil, wir alle gewinnen, unabhängig, ob wir jetzt schwul, lesbisch oder hetero sind, weil die „Ehe für alle“ vor allem eines ist: Ein Sieg der Liebe und des Respekts.
Wir finden es homophob und familienfeindlich, dass die „Ehe für alle“ nur wegen des schlechten Bauchgefühls der Kanzlerin noch nicht beschlossen worden ist. Wir sind froh, dass die SPD mithilfe der überwältigenden Mehrheit in der deutschen Bevölkerung und mit der Unterstützung eines breiten Parteienbündnisses aus Grünen, der FDP und Linkspartei noch vor der Bundestagswahl für Gerechtigkeit sorgen kann. Dass dies jetzt möglich ist, ist vor allem vielen engagierten Bürger*innen und LGBT*-Organisationen zu verdanken, die den gesellschaftlichen Wandel mit ihrer Arbeit erst möglich gemacht haben.
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